Klärschlamm
Allgemein
Klärschlammproduktion hat keine marktwirtschaftliche Begründung, sondern ist eine Folge unserer Zivilisation und eines gesetzlichen Auftrages im Rahmen des Gewässerschutzes und fällt bei der Abwasserreinigung an.
Klärschlamm ist ein vergleichsweise kleiner Stoffstrom im Gegensatz zu den Lagern und Stoffumsetzungen in der Land(wirt)schaft, damit sind keine akuten Gefährdungsprobleme bei der Anwendung nach dem Stand der Technik gegeben.
Die Klärschlammbehandlung braucht langfristig haltbare Rahmenbedingungen um ökonomisch optimiert zu funktionieren. Es spielen wirtschaftliche Interessen und Interessensvertretungen eine bedeutende Rolle. Langfristig gehen die Phosphorlagerstätten zu Ende, weshalb der hohe Gehalt im Klärschlamm an Bedeutung gewinnen wird.
Klärschlammanfall und Qualität
Klärschlamm besteht überwiegend aus natürlich gebildeter Biomasse mit mineralischen Anteilen und enthält die Pflanzennährstoffe Stickstoff, Phosphor, Calcium und Spurenelemente. Dieser Umstand spricht für die landwirtschaftliche Verwertung des Klärschlammes und ist mitunter aus finanziellen Aspekten jeder anderen Methode der Verwertung oder Lagerung vorzuziehen.
In der Verbandskläranlage Bad Hall fallen jährlich ca. 1.200 Tonnen gepresster Klärschlamm mit einem durchschnittlichen Trockensubstanzgehalt von 32 % an. Zur Geruchsverminderung (Schlammstabilisierung) und zur Hygienisierung (Entseuchung) wird Steinmehl beigemengt.
Dieser Klärschlamm wird mit hohen Untersuchungs- und Verwaltungsaufwand entsprechend den neuesten gesetzlichen Auflagen in die Landwirtschaft des Kurbezirkes Bad Hall ausgebracht.
Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass es bei ordnungsgemäßer landwirtschaftlicher Klärschlammverwertung auch bei langjährigen Aufbringungen zu keinen messbaren Schadstoffanreicherungen in den Böden kommt und die Fruchtbarkeit der Böden besser geworden ist. Die Schadstoffgrenzwerte sind so niedrig, dass bei Einhaltung aller Vorschriften der Boden nicht geschädigt wird.
Die Qualität des gepressten Klärschlammes hängt neben der Reinigungsleistung der Kläranlage und der Qualität der zugekauften Betriebsmitteln weitgehend von den betrieblichen Abwassereinleitern ab. Dabei wurde uns durch die sog. Indirekteinleiterverordnung ein Instrument in die Hände gelegt, das uns erlaubt, selbst aktiv auf die Schadstoffminimierung im gelieferten Abwasser einzugreifen.
Bislang wurde der gepresste Klärschlamm unserer Anlage ausschließlich auf landwirtschaftliche Nutzflächen ausgebracht, wobei von uns die Kosten der benötigten Bodenproben und Klärschlammuntersuchungen übernommen werden und auch der Klärschlammstreuer beigestellt wird. Die Ausfuhr selbst erfolgt durch den Landwirt, wofür je Tonne Klärschlamm eine zusätzliche Vergütung von € 9,90 bis 19,47 brutto (je nach Feldentfernung) ausbezahlt wird. Die entsprechende Beratung der Landwirte und die gesamte Administration mit dem Land OÖ erfolgt durch unser Personal.
1 Fuhre Klärschlamm (ca. 10 Tonnen) enthält: Inhalt einer Tonne Klärschlamm (PDF)
KS-Einsatz in der Landwirtschaft ist eine sinnvolle u. kontrollierte Rückführung von Nährstoffen u. organischer Substanz in den Naturkreislauf (Ergänzung zum Mineraldünger), ohne dass für den Anwender Risiken in Bezug auf Boden u/o Ernteprodukte entstehen.
Bei Berücksichtigung des agronomischen Nutzens - insbesondere im Hinblick auf die endliche Ressource Phosphor - ist es möglich regional den Nährstoffkreislauf aufrecht zu erhalten.
Die Deponierung von entwässertem Klärschlamm stellt, wenn man vom Endlagerprinzip ausgeht, nur eine Kompromisslösung dar. Vor einer Ablagerung von Klärschlamm auf Deponien ist eine thermische Behandlung (Verbrennung) mit anschließender Deponierung der Asche erforderlich.
Der Nachteil der Verbrennung von Klärschlamm liegt allerdings im Verlust von wertvollen Nährstoffen und organischer Masse.
Unser Klärschlamm unterliegt einer erfolgreichen wirksamen Klärschlammkontrolle (Produkthaftung) und einer wirksamen Boden- und Ausbringungskontrolle (Anwendungshaftung).
Die Vorgehensweise der Klärschlammanwendung:
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Kontaktaufnahme mit dem Wasserverband Kurbezirk Bad Hall (07258/4594 oder 0699/81319566, Hr. Schwarzenbrunner)
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Beratungsgespräch mit flächenbezogener Nährstoff- und Klärschlammmengenberechnung
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Übergabe der Klärschlammuntersuchung und der Eignungsbescheinigung (dienen als Nachweis für die AMA Kontrolle)
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Entnahme der Bodenproben mit deren Untersuchung (Kostenträger ist der Verband)
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Abholung und ausstreuen des Klärschlammes durch den Landwirt (Traktor mit ca. 100 PS stellt der Landwirt)
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Ausstellung einer Nährstoffmengenliste (tatsächlich ausgebrachte Mengen)
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Ausstellung einer Abgabebestätigung (Nachweis für die AMA Kontrolle)
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Ausstellung eines Lieferscheines (für die Transportkostenentschädigung)
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Übergabe der Bodenuntersuchungszeugnisse und Entnahmeprotokolle (Nachweis für die AMA Kontrolle)
Bodenuntersuchungen
Im Download-Bereich finden Sie aktuelle Boden- und Klärschlammuntersuchungen.
Die landwirtschaftliche Klärschlammverwertung wird immer wieder diskutiert und in Frage gestellt (Schwermetalle, BSE, organische Schadstoffe, Hormone, Medikamente) - und das schon über 30 Jahre. Die in diesem Zusammenhang verstärkten Medienberichte wurden in Fachkreisen zum Teil als sehr einseitig und unsachlich angesehen. Als Ergebnis dieser Diskussionen geht hervor, dass der Klärschlamm der meist und umfangreichst untersuchte Mehrnährstoffdünger ist, der zugleich kleinere Schadstoffe aber höhere Nährstoffkonzentrationen besitzt. Durch die hohe Konzentration an Stickstoff-Phosphor, Calcium und zahlreichen Mikronährstoffen ist er gut als Hauptdünger in der vor allem viehlosen Landwirtschaft einsetzbar.
Inhaltsstoffe
Wertgebende Stoffe
Die Anwendung von Klärschlamm in Kombination mit einer exakt abgestimmten Ergänzungsdüngung entsprechend den Richtlinien für die sachgerechte Düngung des Fachbeirates für Bodenfruchtbarkeit und Bodenschutz (BMLF, 1999) erfüllt die Ansprüche der Landwirte bezüglich Ertrag und Qualität der Feldfrüchte und führt zudem zu Einsparungen bei den Düngungskosten.
1 Tonne Klärschlamm enthält:
Stoffe |
kg/t |
feldfallender - N | 8,39 |
jahreswirksamer - N | 5,03 |
P2O5 | 9,6 |
CaO | 110,00 |
K2O | 0,41 |
MgO | 2,4 |
(Daten aus KS- Untersuchung der ARA Bad Hall) |
Stickstoff im Mineraldünger wird schnell ausgewaschen, im Klärschlamm zu 90% gebunden, daher im Boden gespeichert und nachgeliefert, wenn die Pflanze den Bedarf hat.
Der Phosphor ist nahezu gänzlich pflanzenverfügbar. Aufgrund der Phosphorfällung in der Kläranlage werden teilweise hohe Werte erreicht, wodurch der Bedarf für die jeweilige Kultur schon bei geringen Anwendungsmengen abgedeckt wird.
Durch die Kalkkonditionierung der Klärschlämme werden hohe CaO - Gehalte erreicht, die speziell bei Böden mit niedrigen pH-Werten bodenverbessernd wirken.
Als weitere Vorteile für die landwirtschaftliche Verwertung sprechen die Vielzahl an Spurenelementen, die organische Substanz, Kalium, Calcium, Magnesium und die Mikronährstoffe.
Hormonell wirksame Substanzen und gentechnisch veränderte Produkte
In vergangener Zeit wurden Schadstoffgruppen diskutiert, die im Körper hormonartige Wirkungen entfalten können.
Für den terrestrischen Bereich der Klärschlammanwendung in der Landwirtschaft gibt es bis heute kaum geeignete Testmethoden für hormonell wirksame Substanzen. Allfällig mögliche Risken sind im Rahmen des Wirkungsgefüges Boden - Pflanze - Mensch bisher nicht nachgewiesen.
Durch restriktive gesetzliche Regelungen in Österreich scheint das Risiko für das Vorkommen gentechnisch veränderter Produkte im Klärschlamm derzeit aber gering.
Auch ist die Wirkung im Wasserbereich grundsätzlich anders zu bewerten als die Wirkung im Bodenbereich. Im Bodenbereich konnte ein Gefahrenpotential bisher nicht nachgewiesen werden. Die Aufnahme hormonähnlicher Substanzen durch das Wurzelsystem erscheint eher gering, da Pflanzenwurzeln keine größeren Moleköle aufnehmen und die Substanzen im Boden vorerst biologisch abgebaut werden müssen.
Organische Schadstoffe
Die meisten umweltrelevanten Schadstoffe waren zu irgendeinem Zeitpunkt wichtige Stoffe bzw. Produkte für den menschlichen Gebrauch. Wenn sie in die Kanalisation gelangen, haben sie ihre bestimmungsgemäße Wirkung meist verloren oder verbrauchen diese am Weg zur Kläranlage.
Relevant dabei sind die absorbierbaren organische Halogenverbindungen (AOX),
linerare Alkylbenzolsulfonate (LAS)
Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW)
polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe
polychlorierte Biphenyle (PCB)
polychlorierte Dibenzodioxine/Furane (PCDD/F)
AOX-Wert (gilt als Summenparameter für chlorhältige Reinigungsmittel).
Beim PCB handelt es sich um Industriechemikalien, die aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften (thermische Stabilität, Beständigkeit gegenüber Säuren und Alkalien, sowie eine ausgezeichnete Isolierfunktion) vor allem in der Elektroindustrie eingesetzt wurden (Transformatoröle, Kondensatoren). Diese Schadstoffgruppe der PCB`s verlieren zunehmend an Bedeutung, da in Österreich die Herstellung, der Handel und natürlich die Verwendung seit 1993 verboten ist. Aufgrund der chemischen Stabilität ist diese Schadstoffgruppe zwar noch messbar, jedoch im Klärschlamm nicht mehr berücksichtigungswürdig.
Als Neben- und Abfallprodukte der chemischen Industrie, werden Dioxine und Furane überwiegend durch Verbrennungsprozesse freigesetzt, sodass der Eintrag vor allem über die Luft erfolgt. Aufgrund der hohen Toxizität werden diese organischen Schadstoffe auch im Klärschlamm untersucht. Der Grenzwert liegt bei 100 ng/kg Trockensubstanz. Die Untersuchungen haben aber gezeigt, dass die Konzentrationen im Klärschlamm wesentlich niedriger sind als ursprünglich angenommen.
Erkenntnis:
Bisherige Untersuchungen im In- und Ausland ergaben, dass PCB, Dioxine/Furane und auch AOX meist nur in geringen Mengen in Klärschlämmen nachweisbar sind. Insgesamt ist der Kenntnisstand nicht abgeschlossen, sondern im ständigen Fortschreiten begriffen. Aufgrund einer toxischen Bewertung besteht noch kein schlüssiger Grund für die Festlegung definierter Grenzwerte für eine der genannten Substanzen im Klärschlamm.
Generell ist es so, dass chlorhältige Reinigungsmittel zunehmend durch biologisch abbaubare Produkte ersetzt werden.
Schwermetalle
Die teilweise beträchtlichen Schwermetallbelastungen aus betrieblichen Abwässern konnten durch Maßnahmen am Entstehungsort (Vorreinigungs- und Abscheideanlagen) sowie im Zusammenhang mit der Indirekteinleiterverordnung deutlich reduziert werden. Bei den derzeitigen durchschnittlichen Konzentrationen kann nachweislich davon ausgegangen werden, dass eine Anreicherung von Schwermetallen im Boden nicht stattfindet. Man spricht eigentlich nur mehr von einer gewissen Grundbelastung.
Untersuchungen haben ergeben, dass die Schwermetallgehalte im Klärschlamm, im Mist und in der Gülle in etwa gleich sind.
Klärschlammuntersuchung
Aktuelle Untersuchung im Download-Bereich.
Schwermetallfrachten
Für uns gilt der Leitsatz:
Unsere Felder sind keine Mülldeponien; Der Grund und Boden unserer Bauern ist keine Entsorgungsstätte der modernen Gesellschaft!
Wir sind für beste Qualität beim Klärschlamm!